Adipositas - wenn Übergewicht zur Krankheit wird

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Übergewicht ist weltweit ein stetig wachsendes Problem. Warum? Übergewicht und Adipositas können gesundheitsschädlich sein, denn sie erhöhen das Risiko für chronische Krankheiten, wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Gemäß dem Statistischen Bundesamt waren 2017 in Deutschland mehr als die Hälfte aller Erwachsenen übergewichtig. Dabei sind Männer deutlich häufiger betroffen. 2017 waren 59% der Männer übergewichtig und 37% der Frauen. Gemäß einer Studie vom Robert-Koch-Institut war im Jahre 2017 etwa jedes siebte Kind (3-17 Jahre) in Deutschland übergewichtig. Der Trend ist steigend, doch jeder kann etwas für seine Gesundheit tun!

1. Was ist Adipositas?

Übergewicht wird in ausgeprägter Form als Adipositas bezeichnet. Es ist ein starkes, krankhaftes Übergewicht, welches durch die Vermehrung des Körperfetts einhergeht.
Laut Definition der WHO spricht man ab einem Körpermasse-Index (Body-Maß-Index= BMI) über 30 von Adipositas.
Der BMI ist ein Messwert, der den Ernährungszustand eines Menschen einschätzt (siehe Tabelle).  Zur Bestimmung des BMI wird das Körpergewicht im Verhältnis zur Körpergröße berechnet.

BMI Klassifikation WHO


Tabelle 1: BMI Tabelle nach WHO


Der BMI ist ein Richtwert, der eine erste Einschätzung erlaubt. Individuelle Faktoren werden nicht berücksichtigt. Der Wert sagt beispielsweise nichts über die Verteilung des Körperfetts aus. Denn wichtig für das Entstehen vieler Folgekrankheiten ist vor allem, in welcher Körperregion sich das Fett befindet. Als Gesundheitsrisiko gilt vor allem das Bauchfett.

Um das Bauchfett zu beurteilen, eignet sich die Messung des Taillenumfangs.
Bei Männern geht man ab 94 cm von einem erhöhten Risiko und ab 102 Zentimetern von einem deutlich erhöhten Risiko für Folgekrankheiten aus. Bei Frauen spricht man ab 80 Zentimetern von einem erhöhten Risiko und ab 88 Zentimetern von einem deutlich erhöhten Risiko.

Letztendlich kann nur die professionelle Einschätzung und Untersuchung eines Arztes bestimmen, ob ihr Übergewicht ein Gesundheitsproblem darstellt. Ihr Arzt wird unter anderem ihren Blutdruck und im Blut die Zucker- und Fettwerte untersuchen.


2. Was sind Ursachen für starkes Übergewicht?

Wenn dem Körper langfristig mehr Energie (Kalorien) zugeführt wird, als er verbrauchen kann, wird überschüssiges Fett im Körper als Reserve eingelagert. Die Entstehung von Übergewicht ist also relativ einfach, aber folgenschwer.

Oft sind es mehrere Faktoren, die bei der Entstehung von Übergewicht eine Rolle spielen. Häufig ist es eine Kombination von Veranlagung und einem ungesunden Lebensstil.

Mögliche Ursachen sind:

  • Familiäre Veranlagung und genetische Ursachen
  • Ungesunde Ernährung
  • Die unbegrenzte Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln
  • Bewegungsmangel
  • Schlafmangel und ein unregelmäßiger Schlafrhythmus
  • Psychische Faktoren, wie Stress, Depressionen, Frust
  • Bestimmte Krankheiten, wie Schilddrüsenunterfunktion, Cushing-Syndrom
  • Essstörungen
  • Bestimmte Medikamente, wie Kortison, Antidepressiva, Neuroleptika, Kontrazeptiva

3. Welche Risiken entstehen bei starkem Übergewicht?

Bluthochdruck (Hypertonie): Bluthochdruck ist die häufigste Folge von Adipositas. Bluthochdruck erhöht das Risiko einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose), die wiederum zu Herzkrankheiten führen kann.

Zuckerkrankheit (Diabetes Typ 2):Bei Adipositas steigt das Risiko an Diabetes zu erkranken um das 2-3 fache. Es gilt je höher der BMI, umso höher das Risiko.

Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämie): Auslöser ist meist die Zuckerkrankheit (Diabetes Typ 2). Da das Insulin nicht mehr oder nur ungenügend im Körper wirkt, steigt die Blutzuckerkonzentration im Blut. Deswegen läuft der Abbau des Körperfetts ungebremst weiter und der Anteil des Blutfetts (Triglyceride, LDL-Cholesterin) steigt.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Da sich der Blutfettanteil erhöht, lagert sich dieses in den Gefäßen ab (Arteriosklerose) und kann Herzinfarkte und Schlaganfälle auslösen. Bei Übergewicht kann es außerdem zu einer Herzvergrößerung mit Herzschwäche kommen.

Atemstörungen beim Schlafen (Schlafapnoesyndrom): Durch das Übergewicht hat die Lunge weniger Platz. Das ist vor allem im Liegen problematisch, da die Atemwege verschlossen werden können. Die Folge ist Sauerstoffmangel und starkes Schnarchen. Dies kann zu minutenlangen Atemaussetzern führen.

Gallensteine: Bei adipösen Menschen steigt das Risiko Gallensteine zu bekommen auf das 3-fache an. Das liegt an der gesteigerten Produktion und Ausscheidung der Blutfette in der Galle.

Unfruchtbarkeit: Adipositas kann bei Frauen zu Zyklusstörungen führen, die wiederum Unfruchtbarkeit zur Folge haben können.

Gelenkverschleiß: Die Gelenke sind durch das erhöhte Körpergewicht einer größeren Belastung ausgesetzt. Mit der Zeit kommt es zur Abnutzung, die sich durch Gelenkschmerzen bemerkbar macht. Außerdem kann es zu Gelenksentzündungen (Gicht) kommen, die durch erhöhte Harnsäurewerte im Blut ausgelöst werden.

Psychische Störungen: Übergewichtige Menschen leiden oft an einem Verlust des Selbstvertrauens und haben ein negatives Körperbild. Diese negativen Gefühle führen dann oft zu einer vermehrten Nahrungsaufnahme. Das löst einen Kreislauf aus, da sich Betroffene nach dem Essen häufig schlecht fühlen. Das erhöht die Anfälligkeit für depressive Störungen.

Erhöhtes Risiko von Krebserkrankungen: Studien zufolge besteht ein Zusammenhang zwischen einem steigenden Körpergewicht und dem Auftreten von Krebserkrankungen. Bei 13% aller bekannten Tumorarten gilt Adipositas als Risikofaktor bestätigt.

Geringere Lebenserwartung: Das liegt vor allem an den Folgeerkrankungen. Ab einem BMI von 30-35 kann sich die durchschnittliche Lebenserwartung um zwei bis vier Jahre verringern. Ab einem BMI von 40-45 sind es bereits acht bis zehn Jahre.


4. Wie kann ich Übergewicht vorbeugen?

Einige wichtige Empfehlungen sind:

  • Eine ausgewogene Ernährung
  • Regelmäßige Bewegung und Sport
  • Weniger Fast Food und Süßigkeiten
  • Alkohol in Maßen

Zur Vorbeugung von Übergewicht ist es wichtig sein Verhalten bewusst zu überprüfen und dann entsprechende Änderungen vorzunehmen. Zur Überprüfung der Ernährungsgewohnheiten empfiehlt es sich ein Ernährungstagebuch zu führen.


5.  Wie kann ich Übergewicht behandeln?

Welche Therapie in Frage kommt, hängt vom Ausmaß des Übergewichts ab und welche Folgeerkrankungen bereits aufgetreten sind. Ab einem BMI von 25 bis 29.9 raten Ärzte zu einer Behandlung. Ab einem BMI von über 30 wird eine Therapie dringend empfohlen.

Das Hauptziel ist die langfristige Gewichtsreduktion und Reduktion der Körperfettmasse. Außerdem ist es sehr wichtig entstandene Folge- und Begleiterkrankungen zu behandeln. Der Erfolg der Therapie hängt von einer dauerhaften Änderung des Lebensstils ab und braucht viel Zeit und Geduld. Die Behandlung besteht meistens aus einem mehrteiligen Programm.

Dauerhafte Ernährungsumstellung

In Zusammenarbeit mit einem Arzt, oder Ernährungsberater wird ein individuelles Ernährungsprogramm ausgearbeitet. Um anfangs schnell Gewicht zu verlieren, muss man weniger Energie (Kalorien) aufnehmen, als man verbraucht. Das wird durch eine Reduktion des Fett- und Zuckeranteils und einer kohlenhydratarmen und proteinreichen Ernährung erreicht. Danach müssen die Ernährungsgewohnheiten langfristig angepasst werden, um den bekannten Jojo-Effekt zu vermeiden.

Mehr bewegen!

Der Energieverbrauch wird durch die Bewegung erhöht. Entscheidend ist, alte Verhaltensmuster abzulegen und sich regelmäßig zu bewegen. Am Anfang ist es wichtig die Bewegung in den Alltag zu integrieren und sich langsam zu steigern. In der Phase der Gewichtsabnahme ist es besonders wichtig ausreichend Bewegung zu integrieren. So wird erreicht, dass nicht Muskeln, sondern Fett abgebaut wird. Zur Gesundheitsförderung empfehlen Ärzte, dass sich jeder Erwachsene mindestens 2.5 Stunden pro Woche in moderater Intensität bewegen soll.

Verhaltenstherapie

Diese Therapie kann helfen dem alten Teufelskreis zu entfliehen. Schädliche Verhaltensmuster und Ursachen, die zur Fehlernährung geführt haben, werden analysiert und reflektiert. Durch die professionelle Begleitung wird Betroffenen geholfen ihr Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren.

Medikamente

Medikamente können unterstützend zu den anderen Maßnahmen eingesetzt werden.
Die Einnahme von Medikamenten bringt den größten Erfolg, wenn gleichzeitig die Ernährung umgestellt wird. Eine medikamentöse Therapie sollte nur in Rücksprache mit einem Arzt erfolgen.

Operation

Ein operativer Eingriff sollte erst in Betracht gezogen werden, wenn andere Maßnahmen nicht zum Erfolg geführt haben, oder der BMI größer als 50 ist.
Es gibt 3 verschiedene Operationstechniken:

  • Schlauchmagen (Magensleeve): Dabei werden ca. drei Viertel des Magens entfernt. Aus dem Rest des Magens wird ein Schlauch gebildet. Diese Operation kann man nicht rückgängig machen und geht mit einer völligen Nahrungsumstellung einher, die man lebenslang einhalten muss.
  • Magenband: Diese Operation ist ein kleiner und schneller Eingriff.  Es wird ein Silikonband um den oberen Teil des Magens gelegt. Dadurch kann dieser kleine Abschnitt des Magens nur sehr wenig Nahrung auf einmal aufnehmen und es entsteht ein schnelleres Sättigungsgefühl.
  • Magenbypass: Das ist ein sehr komplexer Eingriff. Der Magen wird halbiert, wobei der obere Teil direkt mit dem Dünndarm verbunden wird. So wird ein Teil der Verdauung umgangen, wodurch weniger Nährstoffe aufgenommen werden. Außerdem kann man durch den verkleinerten Magen nur noch kleine Nahrungsmengen aufnehmen. Daher muss man die Ernährungsgewohnheiten komplett umstellen.

Der Erfolg eines operativen Eingriffs ist von vielen Studien belegt. Dennoch birgt jede Operation Risiken. Lassen Sie sich deshalb vor einer Operation über Nutzen, Grenzen und Risiken aufklären.

Quellen

  1. Ärzteblatt Online (2020): Mehr als die Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland ist übergewichtig. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/102121/Mehr-als-die-Haelfte-aller-Erwachsenen-in-Deutschland-ist-uebergewichtig  [12.05.20].
  2. DGE Online (2020) So dick war Deutschland noch nie. Presseinformation 2017. https://www.dge.de/presse/pm/so-dick-war-deutschland-noch-nie [12.05.20].
  3. RKI (2020): JOURNAL OF HEALTH MONITORING MÄRZ 2018. https://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsJ/Journal-of-Health-Monitoring_01_2018_KiGGS-Welle2_erste_Ergebnisse.pdf?__blob=publicationFile [12.05.20].
  4. Adipositas Gesellschaft Online (2020): Adipositas: Ursachen, Häufigkeit und Folgen. https://www.adipositas-gesellschaft.de/fileadmin/PDF/Leitlinien/Patientenleitlinie_Adipositas.pdf [12.05.20].
  5. Apotheken Umschau (2020): Adipositas. https://www.apotheken-umschau.de/Adipositas-Fettsucht [12.05.20].
  6. Apotheken Umschau (2020): Magenband. https://www.apotheken-umschau.de/Magenband [13.05.20].
  7. Adipositas Zentrum Nord (2020): Prävention von Adipositas. https://www.adipositas.org/praevention-von-adipositas/ [13.05.20].

Quellen

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