Kaum etwas ist wahrscheinlich so komplex und wird so unterschiedlich erlebt, wie der Orgasmus der Frau. Manche Frauen berichten von einem leichten Pochen in der Vagina oder einer angenehmen Entspannung. Andere sogar von ganzen Vulkanausbrüchen oder Flutwellen, die sie überkommen. Fakt ist, dass Frauen deutlich seltener einen Orgasmus erleben als Männer und manche Frauen sogar nie in den Genuss dieses Erlebnisses kommen. Im Jahr 2017 ergab eine Umfrage, dass 59% der Männer beim Sex immer zum Orgasmus kommen, während es nur 21% der Frauen sind. Daher ist es gerade für Sie als Frau wichtig zu verstehen, was während des weiblilchen Orgasmus in Ihrem Körper passiert. Lesen Sie hierfür weiter im Gesundheitszentrum von Kapsel.
Von Dr Lydia Sham überprüft
Letze Überprüfung am Aug 14, 2023
Beim weiblichen Orgasmus entlädt sich die zuvor aufgebaute Spannung und Lust abrupt indem sich die Muskeln um Scheide, Gebärmutter und Beckenboden mehrmals rhythmisch zusammenziehen. Die Spannung sowie die Durchblutung im Körper lassen nach. Nicht nur auf physischer, sondern auch auf psychischer Ebene findet eine Gefühlsentladung statt. Sie können sich dies als Spannungsbogen vorstellen. Sobald der Orgasmusreflex in Form der Kontraktion und Gefühlsentladung eingetreten ist, flacht die Kurve wieder ab. Die Gefühlsentladung bringen Frauen in der Regel durch ihre Stimme, z. B. durch schreien, lachen oder sogar weinen, zum Ausdruck.
Die Sexualforscher William Howell Masters und Virginia Johnson unterteilen den Orgasmus in folgende vier Phasen: Erregungsphase, Plateauphase, Orgasmusphase und Entspannungsphase.
In der Erregungsphase baut sich die sexuelle Erregung auf. Dies kann durch Küsse, Berührungen der erogenen Zone oder Phantasien geschehen. Die sexuelle Erregung wird bei den Frauen durch das Feuchtwerden der Vagina sowie dem Anschwellen von Schamlippen und Klitoris spürbar. Zusätzlich steigen der Puls und Blutdruck an. Durch das Anspannen der Beckenbodenmuskulatur, was Sie wahrscheinlich bereits unbewusst machen, kann die Lust zusätzlich verstärkt werden.
Plateauphase
In der nächsten Phase, der Plateauphase, wird ein gewisser Spannungszustand gleichmäßig solange gehalten, bis es zum Orgasmus kommt. Die Klitoris zieht sich in ihre Vorhaut zurück und eine direkte Stimulation wird daher unmöglich. Die Vagina beginnt sich weiterhin mit Blut zu füllen, sodass sich der Scheideneingang verengt. Man spricht bei der Verengung auch von der „orgastischen Manschette“. Dies macht es dem Mann einfacher, mit seinem Penis in die Scheide einzudringen.
In dieser Phase wird maximale Happiness erlebt und die oben bereits beschriebene Spannungsentladung findet statt. Bei Frauen kann dieser Teil bis zu einer ganzen Minute andauern. Bei Männern hingegen ist dies wesentlich kürzer.
In der Entspannungsphase schwellen Schamlippen und Klitoris wieder ab und die Klitoris tritt aus ihrer Vorhaut hervor. Frauen benötigen in der Regel nicht unbedingt Ruhephase und sind direkt für den nächsten Orgasmus bereit. Frauen können nämlich im Vergleich zu Männern multiple Orgasmen erfahren und direkt wieder in die Erregungsphase übergehen. Der weibliche Orgasmus ist also ziemlich gut!
Die Unterscheidung zwischen vaginalem und klitoralem Orgasmus ist gängig. Sie unterscheiden sich jeweils darin, welche Region stimuliert wird. Bei einem klitoralen Orgasmus wird die Vulva, insbesondere der Klitoriskopf und bei einem vaginalen Orgasmus die Scheide oder der Gebärmutterhals in der Scheide, durch zum Beispiel Penetration stimuliert. Allerdings sind sich die Wissenschaftler nicht einig, ob es einen tatsächlichen Unterschied gibt. Fakt ist nämlich, dass es einen starken Zusammenhang zwischen Klitoris und Lustzentrum gibt. Viele Frauen meinen immer noch, zum vaginalen Orgasmus kommen zu müssen, da dieser „besser“ sei. Diesen Glauben hat der Psychoanalytiker Sigmund Freud, der davon ausging, dass erst „reife Frauen“ einen vaginalen Orgasmus erleben können, sicherlich in die Köpfe einiger Frauen gesetzt. Viele Wissenschaftler unserer Zeit halten dies mittlerweile für Schwachsinn. Festzuhalten gilt: Die physischen und psychischen Reaktionen sind immer die Gleichen!
Während des Orgasmus sendet und empfängt unser Gehirn ununterbrochen Signale. Studien zufolge findet dies in unserer rechten Gehirnhälfte statt. Beim Orgasmus findet ein Übergang von den sogenannten Alphawellen (im Wachzustand aktiv) in die Thetawellen (im Übergang vom Wach- zum Schlafzustand aktiv) statt. Weitere Studien zeigen, dass unser Präfrontaler Cortex (PFC) an der Stirnseite unseres Gehirns, welcher für unsere Sinneseindrücke zuständig ist, ausgeschaltet wird. Dies ist alles einleuchtend, da wir beim Orgasmus das Geschehen um uns herum kaum noch wahrnehmen können.
Auch wenn die Garantie für einen Orgasmus bei den Männern beim Sex höher ist, kann ein weiblicher Orgasmus vielfältiger und auch multiple erlebt werden. Es gibt keinen Standardorgasmus, sondern er ist so individuell wie jede Frau! Wichtig ist, dass Sie Ihren eigenen Körper gut kennen und wissen, was Ihnen gefällt beim Sex und was nicht. Probieren geht über Studieren!
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