Besonders Männer leiden stark an erblich bedingtem Haarausfall, der dann stattfindet, wenn täglich mehr als 100 Haare über einen längeren Zeitraum hinweg ausfallen. Jeder 2. Mann und jede 10. Frau in Europa ist vom erblichen Haarausfall betroffen, der in der medizinischen Fachsprache als anlagebedingte Alopezie bezeichnet wird. Es gibt noch den diffusen und den kreisrunden Haarausfall, doch wir beschränken uns in diesem Artikel auf die androgenetische Alopezie und ihre Heilmittel, denn 95 % der Erwachsenen leiden an dieser Art des Haarverlustes.
Es gibt derzeit drei verschiedene Medikamente auf dem Markt, die in Studien sehr erfolgreich abschnitten. Diese Haarwuchsmittel haben wir uns genauer angeschaut und berichten alles Wissenswerte über Finasterid, Minoxidil und Propecia.
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Bei der androgenetischen Alopezie ist die Rede von einer genetisch bedingten Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegenüber Dihydrotestosteron (DHT), einem aus Testosteron abgeleiteten Androgen oder Sexualhormon, das letztendlich zu einer zunehmenden Schrumpfung und dem Absterben der Kopfhaarfollikel führt. Dies hat einerseits mit dem Alterungsprozess und andererseits mit genetischen Faktoren zu tun.
Wie wird Haarausfall diagnostiziert?
Ein Verlust von mehr als Hundert Haaren am Tag macht sich in der Regel mit der Zeit sichtbar und wir sprechen über Haarausfall. Unser Haar erneuert sich zwar täglich, doch bei dieser Anzahl ausgefallener Haare kommt das Krankheitsbild des Haarausfalls ins Spiel. Der Hautarzt kann dies ermitteln. Er untersucht in der Regel die Kopfhaut, schaut auf typische Haarausfallmuster, wie Geheimratsecken oder Lichtung der Haare am hinteren Oberkopf, begutachtet die Haardichte und berücksichtigt zusätzlich die gesamte Körperbehaarung. Er wird nach dem Haarausfall innerhalb der Familie fragen, um sich einen Überblick über die erbliche Tendenz zu machen. Dann kommen Tests, die durchgeführt werden können:
Der Zugtest: Wenn sich mehr als 10 % der Haare mit Leichtigkeit ziehen lassen, dann liegt Haarausfall vor
Laboruntersuchung: Durch einen Abstrich der Kopfhaut wird ermittelt, ob sich dort schadhafte Bakterien oder Pilze befinden. Durch eine Blutuntersuchung wird ermittelt, ob Nährstoffe wie Eisen im Körper fehlen oder ob sich die Schilddrüsenhormone im Normalwert befinden. Bei Vernarbungen an der Kopfhaut durch eine mögliche Erkrankung wird eine Kopfhautbiopsie durchgeführt.
Trichoscan und Trichogramm: Bei beiden Methoden werden Qualität und Quantität der Haarwurzeln ermittelt, um Schwere und Art des Haarausfalls zu bestimmen. Somit können auch Vorhersagen für die kommenden Monate getroffen werden.
Haarausfall - Medikamente im Vergleich
Minoxidil zur äußeren Anwendung
Minoxidil ist ein Kaliumkanalöffner, der ursprünglich zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt wurde. Ein Kaliumkanalöffner führt in den Zellen der Haarwurzeln zu einer Hyperpolarisation, was zu einer Erweiterung der Blutgefäße führt, wodurch sich die Durchblutung steigert und die Nährstoffe besser aufgenommen werden, die dann in die Haarfollikel gelangen. Damit wird die Wachstumsphase der Haare verlängert und es wachsen mehr Haare. Minoxidil steigert, wie bereits erwähnt, die Durchblutung der Kopfhaut. Dies fand man in verschiedenen Studien heraus: In 80 - 90% der Fälle konnte der Haarausfall durch die tägliche Anwendung des Schaums gestoppt werden und es wuchsen sogar bei 80 % neue Haare. Diese gibt es als Lösung oder Schaum für den Kopf zur Anwendung an den betroffenen Stellen. Die Minoxidil-Lösung gibt es in der Wirkstoffdosierung 2% und 5%. Den Minoxidil-Schaum nur in der Dosierung 5%. Ob die Lösung oder der Schaum besser geeignet ist und in welcher Dosierung, sollte mit einem Arzt oder Apotheker geklärt werden – auch wenn Minoxidil rezeptfrei in der Apotheke erhältlich ist.
Nebenwirkungen
Kontaktekzem mit Schuppen, Juckreiz und geröteter Kopfhaut. Außerdem kann die Körperbehaarung zunehmen.
Finasterid zu inneren Anwendung
Finasterid ist das Nachahmerprodukt oder Generikum von Propecia. Es wird mittlerweile von vielen Generikafirmen zu einem deutlich niedrigeren Preis als das Original verkauft. Grund sind bei Generika die niedrigen Kosten für Forschung und Studien, die bereits beim Original durchgeführt wurden und daher nicht wiederholt werden müssen.
Der Wirkstoff Finasterid beeinflusst den Testosteronhaushalt und stoppt bei 80 - 90 % den Haarverlust. Bei 50 - 60 % kommt es zur Haarverdichtung, sprich es wachsen neue Haare. Minoxidil kann als Lösung oder Schaum zum Einmassieren der Kopfhaut gekauft werden.
Nebenwirkungen
Libidoverlust, Erektionsstörungen, Tendenz zum Brustwachstum, Konzentrationsstörung und Depressionen. Die Nebenwirkungen können auch nach dem Absetzen des Medikaments anhalten. Die Einnahme muss daher vom Arzt beaufsichtigt werden.
An dieser Stelle möchten wir gerne Dutasterid nennen, ein artverwandter Wirkstoff, der jedoch in Deutschland nicht zugelassen ist, da Nebenwirkungen wie erektile Dysfunktion und Verweiblichung des Körpers eher vorkommen als bei Finasterid.
Propecia zur inneren Anwendung
Propecia von der Pharmafirma MSD ist das Originalprodukt mit dem Wirkstoff Finasterid, der in Tablettenform eingenommen wird. Finasterid wird als 5-Alpha-Reduktase-Hemmer bezeichnet, da er Enzyme in seiner Aktivität hemmt, die für die 5-Alpha-Reduktase zuständig sind. Die 5-Alpha-Reduktase ist die Umwandlung des Hormons Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT).
Das Medikament wird bei Männern zwischen 18 - 41 Jahren eingesetzt. Eine Tablette enthält 1 mg Finasterid und wird täglich über 3-6 Monate eingenommen. Das Präparat wirkt nur bei Männern bis 42 Jahren aufgrund der Andropause (Wechseljahre bei den Männern) und ist aufgrund der Nebenwirkungen rezeptpflichtig. Es muss jedoch vom Patienten selbst bezahlt werden. Finasterid beeinflusst den Hormonhaushalt in der Art, dass weniger Dihydrotestosteron produziert wird. Vorhandene Haare wachsen dichter nach und das Ergebnis wird in 50 - 60 % sichtbar. Das Produkt Finasterid und das Produkt Propecia sind identisch.
Nebenwirkungen
Libidoverlust, Erektionsstörungen, Tendenz zum Brustwachstum, Konzentrationsstörung und Depressionen. Die Nebenwirkungen können auch nach dem Absetzen des Medikaments entstehen, daher sollte ein Arzt den gesamten Prozess überwachen.
Weitere Möglichkeiten zur Behandlung der androgenen Alopezie
Ethanolische Wirkstoffe
Wässrig alkoholische Pflanzenauszüge sind ethanolische Wirkstoffe und werden bei der Kopfmassage zur Durchblutungsförderung eingesetzt.
Hormonelle Wirkstoffe
Die androgenetische Alopezie oder der erblich bedingte Haarausfall kann durch hormonelle Wirkstoffe ausgeglichen werden. Allerdings entscheidet der Arzt, ob und was infrage kommt.
Antiandrogene
Hormonell wirkende Produkte wie zum Beispiel Chlormadinonacetat, Cyproteronacetat und Dienogest werden eingesetzt. Hier gibt es jedoch noch keine endgültige, wissenschaftliche Studie, die das belegen kann.
Vitamine & Spurenelemente
Sollte ein Nährstoffmangel herrschen, dann wird ein Blutbild Auskunft geben können. Haarausfall kann auch durch den Mangel an Vitaminen und Spurenelementen gegeben sein. Zum Beispiel Eisenmangel gilt als Auslöser für diffusen Haarausfall.
Gesunder Lebensstil
Es gibt Faktoren, die das Haarwachstum beeinflussen:
Stress sollte weitgehend gemieden werden
Ausgewogene Ernährung
Die Haare alle 5-7 Tage waschen bzw. nicht immer Shampoo verwenden
Die Haare nicht überstrapazieren mit Dauerwelle, Farbe, Bleichen, Glätteisen und zu heiß Föhnen
Fazit
Propecia und Finasterid sind identisch und nur für Männer geeignet. Minoxidil kann auch von Frauen verwendet werden. Alle Medikamente sind Langzeitmedikamente. Finasterid ist deutlich günstiger als Propecia, da es das Nachahmermedikament von Propecia ist. Bis zu einem Alter von 42 Jahren können Männer beide Medikamente (Finasterid und Propecia) einnehmen, denn mit Einleiten der Andropause wirkt Finasterid nicht mehr.
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